Geschichte wiederholt sich nicht, heißt es so schön. Das gilt insbesondere für Börsengeschichte, und doch gibt es immer wieder Parallelen, die es wert sind, betrachtet zu werden. Denn auch wenn sich die Abläufe nie exakt wiederholen, kann es doch Konstellationen geben, die eine gewisse Kursentwicklung wahrscheinlich erscheinen lassen. Derzeit zeigen sich in der Aktienkursentwicklung, der Entwicklung der Stimmungsindikatoren sowie der Zinslandschaft auffällige Gemeinsamkeiten mit dem Jahr 2011 bevor im Sommer der Crash folgte. Das bedeutet im Umkehrschluss nicht zwangsläufig, dass es nun wieder rapide abwärts gehen muss, doch sich der Parallelen bewusst zu sein, ist angeraten.
Wie in diesem Jahr, waren im Jahr 2011 die Kurse gut in das Jahr gestartet und dann schleppte sich der Aktienmarkt – unterbrochen vom Einbruch nach dem Atomunfall in Fukushima – seitwärts dahin. Interessant war vor allem die Entwicklung der Stimmung. Denn obwohl der Markt gemessen am DAX Anfang Mai nochmals einen neuen Rekord erreichte und im Juli diesen nur knapp verpasste, sank die Stimmung, sehr gut ablesbar beispielswiese an den deutschen Börsenbriefen. Das gleiche zeigte sich auch bei den US-Anlagestrategen. Die steigenden Kurse vermochten es nicht die Stimmung wieder anzuheben. Das waren klare Fehlsignale aus Sicht des Antizyklikers, denn eigentlich schienen die Kurse auf diesem Niveau besser abgesichert zu sein, als noch am Jahresanfang 2011, als die Stimmungsindikatoren sich in luftigen Höhen befanden. Offenbar hatten im Verlauf des Jahres die Aktien von starken in schwache Hände gewechselt, so dass die plötzlich wieder aufflammende Griechenlandkrise begierig aufgegriffen, und am Ende als Grund für die fallenden Kurse angeführt wurde.
Eine weitere Parallele gab es bei den langfristigen Anleiherenditen. Diese waren bereits ab Herbst 2010 von rund 2,7 auf vier Prozent geklettert. Das jüngste Zinstief wurde ebenfalls im Herbst erreicht, anschließend klettert die Verzinsung für die US-Bonds von anderthalb Prozent zunächst auf zwei und zuletzt auf wieder über drei Prozent. Steigende Anleiherenditen waren stets ein Belastungsfaktor für den Aktienmarkt. In der Regel reagiert dieser hierauf mit einer Zeitverzögerung von drei bis neun Monaten negativ. Hier sind dann aber auch die ersten Unterschiede zum Jahr 2011 zu finden. Der scharfe Zinsanstieg liegt erst drei Monate zurück, die Auswirkungen könnten also noch auf sich warten lassen.
Ein weiterer entscheidender Unterschied ist das Thema Quantitative Easing. 2011 endete das Programm das zuvor monatlich 60 Milliarden US-Dollar an US-Staatsanleihen vom Markt genommen hatte abrupt Ende Juni. Wenig später brachen dann die Aktien ein. Quantitative Easing 3 läuft nach wie vor und nach jüngstem Beschluss der US-Notenbank, wird dieses mit einem Volumen von 85 Milliarden US-Dollar pro Monat zunächst weiterlaufen und wenn dann nur Stück für Stück reduziert werden. Es wird sich daher jetzt zeigen, wie stützend diese Programme für den Aktienmarkt sind, oder ob doch noch immer die langlaufenden Renditen den Ton an den Aktienmärkten bestimmen. Da nur die Zukunft die Antwort auf diese Frage geben kann, ist etwas mehr Vorsicht oder Absicherung aus Sicht des Aktienanlegers angebracht. Denn sollten immer noch die Anleiherenditen dominierend für die Aktientendenz sein, dürfte demnächst ein deutlicherer Einbruch anstehen. Um die fundamentalen Gründe, die dann nachgeliefert werden, muss sich niemand Gedanken machen. Die schwelenden Eurokrise kann in Griechenland oder Italien jederzeit wieder aufflackern, oder es sind die schwächelnden Schwellenländer schuld.